Der den künstlerischen Methoden der Zeichnung am nächsten stehende Werkkomplex ist derjenige der Augenbilder. Durchgängiges Element sind die alles beobachtenden Augen, die den Betrachter beobachten und ihm seinen Akt des Sehens verdeutlichen sollen, denn Sehen meint hier nicht nur oberflächliches Sehen, sondern auch wahrnehmen und ergründen von Gesetzmäßigkeiten, von Wahrheiten die hinter dem Offensichtlichen liegen.

Blau –Langsam breiten sich die organischen Formen von links unten über das Bild aus, verflechten sich, schieben sich gemächlich unter und übereinander, belagern den gesamten Bildraum. Dabei wechselt das Blau in Schattierung und Nuancen bis hin zu einem Türkis ohne seinen Grundton zu verlieren. Es entführt in die Ferne, zieht in den tiefen Grund des Blauschwarz, hält mit dem Nordischblau fest oder lässt mit dem Wolkenblau ziehen. So lädt das Bild ein die blauen Stunden zwischen Tag und Abend zu genießen. Es macht nachdenklich und lässt innehalten. Da Blau diejenige Farbe ist, die in der Malerei am weitesten in den Hintergrund tritt steht sie ikonographisch im westlichen Kulturkreis für die Treue, da diese sich in der Ferne erweist. Erst wer die Gelegenheit zur Untreue besitzt kann Treue beweisen.

Ganz anders das RotLiebe und Hass, beides liegt ikonographisch in der Farbe. Rot ist die Farbe der Leidenschaft, der lodernden, überbordenden Gefühle die sich durchdringen ohne dass der Mensch sie noch differenzieren könnte. Genau dies findet sich als Grundtenor in den Farbvarianten der Einzelformen wieder. Die Formen scheinen zu lodern, sich sprunghaft auszubreiten und öfters zu durchdringen. Dabei sind auch so konträre Farbklänge wie Magnolie und Echtrot direkt gegeneinander gesetzt. So wird trotz der Monochromie eine Spannung auf der Bildfläche erzeugt. So tief und spannungsreich wie die Gefühle zwischen Liebe und Hass sein können, so variationsreich sind auch die Farbtöne im Gemälde. Vom dunklen leidenschaftlichen Ochsenblutrot bis hin zum leuchtenden Goldorange nimmt die Farbe den Betrachter durch alle Gefühlsregungen mit.

Das Thema des Grün leistet zweifaches: erstens beginnt es den neuen Zyklus der Mischfarben und steht somit zwischen Blau und Gelb, zweitens vermittelt es als Komplementärfarbe zum Werk Rot. Unter den Mischfarben ist Grün die selbstständigste, da sie kaum an die Ursprungsfarben erinnert. Aber Grün als neutral zu bezeichnen wäre falsch. So weit die Emotionen zwischen „grüner Lunge“ und „grüner Hölle“ auseinander liegen, so weit spannt sich auch das Spektrum der Farbe. Daher wachsen die Formen im Bild empor, überwuchern den Bildraum, immer im Farbton changierend. Grün steht ikonographisch für das Leben und die Hoffnung. Es ist die heilige Farbe im Islam und des Heiligen Geistes. Aber Grün steht auch für die Unreife, denn nicht umsonst sagt man „jemand ist noch grün hinter den Ohren“.

Das Gemälde Gelb rundet die Trinität der Grundfarben ab. Malerisch ist Gelb die schwierigste Farbe und kann seine Wirkung am besten als reine Farbe entfalten. Sie verlangt nach klaren Formen, die in der Lage sind, seiner Strahlkraft Grenzen zu setzen. Daher verhärten sich in diesem Gemälde die amorphen Formen, ihre Kanten treten stärker hervor. Dafür werden die Farbschattierungen weicher und variieren den Grundton stärker als in den anderen Bildern des Zyklus bis hin zu einem Orange. Gelb ist in der westlichen Kultur eine zwiespältige Farbe. In der Natur Sonne und Licht steht sie einerseits für die Erkenntnis. Andrerseits steht sie auch für Egoismus und seit dem europäischen Mittelalter für „geächtet sein“.